
Auch Schulgebäude sind umweltschonend zu realisieren
Der Schulraumbedarf im Osten Berns ist unbestritten. Wir wollen an dieser Stelle keinen Rückblick halten, weshalb die Stadt es versäumt hat, rechtzeitig auf den sich abzeichnenden Schulraumbedarf zu reagieren und geeignete Lösungen zu finden. Denn nun hat die zuständige Gemeinderätin Franziska Teuscher mit dem Schulstandort an der Nussbaumstrasse 29 eine Liegenschaft gefunden, die die Raumbedürfnisse für Oberstufen überraschend gut erfüllt.
Traditionelle Schulbauten, die ein- oder zweistöckig auf eine bisher unbebaute weiträumige Grünfläche gesetzt werden, nehmen in Zeiten der baulichen Verdichtung zu viel Bodenfläche ein und sind deshalb nicht mehr zeitgemäss. Da der Trend klar zu Ganztagsschulen geht, sollte generell auch diese Entwicklung bei einer Planung von Schulbauten berücksichtigt werden. Öffentliche Tagesschulen sind deshalb nicht in abseits liegenden kleinen Gebäuden separat zu führen, sondern die Schulen sind so zu bauen, dass die Räume unterschiedlich genutzt werden können. Zudem ist bei der Entwicklung von neuen Wohnquartieren von Beginn an allfälliger Schulraumbedarf zu klären. Angesichts des dringenden Schulraumbedarfs im Einzugsgebiet des Schulstandorts Laubegg ist jedoch nun Pragmatismus gefragt.
Mit dem Einbau einer Volksschule in ein Bürogebäude geht die Stadt Bern neue Wege. Obwohl aus der Not geboren, wird mit dem Umbau keine Notlösung präsentiert, sondern ein kultureller Wandel vollzogen und die Räume so konzipiert, dass das zeitgemässe pädagogische Konzept des Atelierunterrichts möglich gemacht wird. Dabei finden zwei Drittel der Schulstunden nach dem herkömmlichen System statt und ein Drittel der Zeit wird in den Ateliers gearbeitet.
Kritik an Standort Nussbaumstrasse ist unangebracht
Da die vorgesehene Volksschule an der Autobahn A 6 liegt, wurde harsche Kritik am Standort laut. Die Schüler würden durch Autolärm und Abgase belästigt und hätten zuwenig Platz zum Spielen. Es ist korrekt, dass der Aussenraum des Gebäudes äusserst knapp ist. Dafür können die Jugendlichen auf der Dachterrasse ihre Pausen verbringen; eine durchaus interessante Alternative. Der Autolärm wird in den Innenräumen nicht zu hören sein und die eingebaute Lüftung sorgt dafür, dass die Luftqualität gut ist.
Die Wohnbaugenossenschaft Baumgarten, die Stockwerkeigentümergemeinschaft und zusätzlich einzelne Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Baumgarten haben Einsprache gegen das Projekt eingereicht. Ihres Erachtens weist das Schulprojekt zu wenig Aussenfläche für eine "gesunde Schule" auf und die Schüler wären zu viel Feinstaub und Strassenlärm ausgesetzt. Wie bereits aufgezeigt, sind diese Argumente nicht stichhaltig. Wer die Diskussionen verfolgt, bekommt die Befürchtung der Anwohnerinnen und Anwohner zu hören, dass die Jugendlichen sich in der Siedlung herumtreiben und lärmen könnten. Auch hier hat die Stadt Fortschritte gemacht: Sie ist frühzeitig auf die Anwohnerschaft zugegangen und sucht aktiv nach gemeinsamen Lösungen. Das war im Fall des geplanten Schulneubaus im Wyssloch nicht der Fall. Weitere Kritik kommt aus Teilen der Elternschaft, welche die gleichen Kritikpunkte aufwerfen und sich zusätzlich an einem etwas längeren Schulweg stören. Die Gegnerschaft sollte sich jedoch im Klaren sein: Liegt ihr wirklich einzig am Wohle der Schülerinnen und Schüler, dann erreicht sie mit ihrem Kampf gegen die Volksschule Baumgarten das Gegenteil.
Architektur unterstützt Jugendliche beim zeitgemässen Lernen und Arbeiten
Wir hoffen, dass in der Gemeindeabstimmung vom 15. Mai 2022 die Kredite für die Volksschule Baumgarten mit grosser Mehrheit bewilligt werden und dass die Siedlung Baumgarten sich mit der Stadt einigt und ihre Einsprachen rasch zurückzieht. Dann kann auch das Schulprovisorium im Wyssloch wieder zurückgebaut werden. Unseres Erachtens hat dieses Schulprojekt das Potential für einen zukunftsfähigen leistungsfähigen Schulbau, dessen Architektur die Jugendlichen beim zeitgemässen Lernen und Arbeiten unterstützt.