
Der Egelsee im August.
Eine zeitnahe Lösung ist gefragt
Am Schulstandort Laubegg wird dringend zusätzlicher Schulraum benötigt. Weil eine zeitnahe Realisierung des geplanten neuen Schulhauses Egelsee-Wyssloch nicht gewährleistet ist, prüft der Gemeinderat mittels Machbarkeitsstudie eine Mietlösung in einem Bürogebäude an der Nussbaumstrasse 29. Das Planungsgeschäft Egelsee-Wyssloch wird für die Dauer der Abklärungen vorübergehend unterbrochen, schreibt heute der Gemeinderat in einer Medienmitteilung. Ende November hätte das Berner Stimmvolk über den Schulneubau, eine neue Tagesschule und über die Umgestaltung des Egelsees mit dem Wyssloch entscheiden sollen. Wir begrüssen den Entscheid des Gemeinderates, dass Planungsgeschäft zu stoppen.
Die IG Egelsee befürwortet pragmatische Lösungen zum aktuellen Schulraumbedarf im Quartier. Es geht uns darum:
- die Verbauung einer äusserst artenreichen und somit schützenswerten Landschaft mit Tier- und Pflanzenarten zu verhindern, die zum Teil als bedroht auf der roten Liste stehen sowie
- einen ruhigen Naherholungsraum für das Wohnquartier zu behalten, der nicht in einen städtisch subventionierten Treffpunkt für lärmige kommerzielle Bar- und Konzertbetriebe umgewandelt werden soll.
Nachteile der bisherigen Planungsvorlage
Wir haben mehrmals in der Vergangenheit auf wichtige Punkte hingewiesen, die bei dieser Vorlage vertieft zu überprüfen gewesen wären:
A Behauptung Gemeinderat:
- Biodiversität ist gewährleistet
Unsere Gegenargumente:
- Nicht genügend geeignete Flächen für Ersatzmassnahmen
- Wichtige Biotope werden unwiderruflich zerstört
B Behauptung Gemeinderat:
- Überwiegendes öffentliches Interesse für Schulhausbau und Parkcafé
Unsere Gegenargumente:
- Kein aktuelles überwiegendes öffentliches Interesse: Falls neues Schulhaus in Betrieb genommen werden würde, wäre zu diesem Zeitpunkt der Schulraumbedarf bereits überholt
- Alternativen wurden nicht seriös geprüft
- Überbauung der Biotope und freien Flächen widerspricht dem Gedanken der Verdichtung nach innen
- Parkcafé mit Barbetrieb bis spätnachts stört die Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Fauna, reine kommerzielle Nutzung ohne öffentliches Interesse
C Behauptung Gemeinderat:
- Planerische Reserve, daher Maximalhöhe von 15 m für den Schulneubau
- Maximalhöhe orientiert sich an Umgebung
Unsere Gegenargumente:
- Maximalhöhe orientiert sich nicht an den umliegenden Gebäuden, das Wysslochgut ist in der Talsohle nur 12.5 m hoch, Häuserzeile oberhalb 8.5 m bzw. 11.5 m, Verdichtung und damit Erhöhung im Quartier oberhalb nicht geplant, gemäss Projekt ist Gebäudehöhe von 9.5 m ausreichend
- Mangelnde Verhältnismässigkeit für Maximalhöhe von 15 m
D Behauptung Gemeinderat:
- Kein Wald betroffen
Unsere Gegenargumente:
- Waldfeststellungsverfahren schon 2016 abgeschlossen, neue Überprüfung vorzunehmen
- Schulhaus in Wald wäre nicht standortgebunden und daher nicht bewilligungsfähig
E Behauptung Gemeinderat:
- Erschliessung erst Teil des Baugesuchs
Unsere Gegenargumente:
- Bereits jetzt absehbar, dass keine ausreichende Erschliessung möglich ist
- Erschliessung ist bereits in der Planung zu berücksichtigen, da diese auf einem konkreten Schulhausprojekt beruht
Kostspieliger Bau des Schulneubaus auf grünem Grund
Hauptzweck der geplanten Zonenänderung sind die kostspielige Errichtung eines Schulneubaus für eine Volksschule «im Park», der teure Umbau eines denkmalgeschützten Bauernhauses in eine Tagesschule sowie der Bau von Nebenbetrieben. Unter den irreführenden Bezeichnungen «Stadtteilpark», «Schule im Park», «naturnahe Anlage» sollte der Bevölkerung schmackhaft gemacht werden, dass das bisher weitgehend unbebaute Wysslochtäli zwischen der Laubeggstrasse und der Egelseegasse zum Schulcampus wird und das bisher geschützte Ufer des Egelsees mit einem Gastgewerbe kommerziell belebt wird. Dazu muss das blei- und asbestverseuchte Gebäude des ehemaligen Entsorgungshofes durch einen für diesen Zweck geeigneten Neubau ersetzt werden.
Zwischennutzung ist übermässige Lärmquelle
Bereits die bestehende Zwischennutzung führt regelmässig dazu, dass die Anwohnenden übermässigen Lärm ausgesetzt sind, da die Wasserfläche des Sees wie ein ungeheurer Lärmverstärker wirkt. Der Eingriff wäre quantitativ und qualitativ erheblich: In der Zone FA 2 sind bisher maximal 3600 qm oberirdische Fläche, in der Zone FC 3 maximal 6100 qm zur Nutzung vorgesehen. Also insgesamt 9700 qm, eine Gesamtfläche, die im Ausmass rund 2/3 der Fläche des Egelsees entspricht.
Enger Zusammenhang zu zwei weiteren Vorlagen
Die Vorlage Egelmösli Wyssloch steht im engen Zusammenhang mit den Volksabstimmungen des Gemeinderates zum «Gewässrraumplan vom 26. September 2021» und zur «Zwischennutzung vom 28. November 2021»:
Zum Gewässerraumplan
A Behauptung Gemeinderat:
- Dicht überbautes Gebiet am Egelsee wird als solches ausgeschieden
Unsere Gegenargumente:
- Nur zwei Gebäude im regulären Gewässerraum am Südwestufer des Egelsees, sonst unverbaut
- Alles andere als dicht überbaut
- Hochwasserschutz nicht gewährleistet
- Stellt kein dicht bebautes Gebiet dar
B Behauptung Gemeinderat:
- Gewässerraum muss nicht über Minimum hinaus erweitert werden
Unsere Gegenargumente:
- Erweiterung des Gewässerraums für Revitalisierung und Naturschutz notwendig
- Egelsee: Erweiterung notwendig, weil die breiten Spazierwege im Gewässerraum verlaufen
- Wysslochbach: Bereits der offen verlaufender Bereich zeigt, dass minimaler Gewässerraum aufgrund der starken Bestockung nicht ausreicht
Zu den Zwischennutzungen:
A Behauptung Gemeinderat:
Unsere Gegenargumente:
- Kein Regelungsbedarf, Ausnahmebewilligungen unter den kantonal abschliessend geregelten Bedingungen möglich
- Sämtliche Zwischennutzungen als zulässig zu erklären, ist ein Umgehungsversuch der bestehenden Regeln
B Behauptung Gemeinderat:
- Zwischennutzung nur für kurze Dauer
Unsere Gegenargumente:
- Keine kurze Dauer, in jedem Fall 8 Jahre (5+3) möglich
- Zusätzliche Verlängerung bis zwei Jahre nach Inkrafttreten eines neuen Plans möglich
- Aufeinanderfolgende Zwischennutzungen nicht ausgeschlossen
- Entsprechend ist die Maximaldauer nicht absehbar und nicht beschränkt, kann jedoch gegen 20 Jahre betragen
- Keine kurze Dauer, sondern Umgehung der Zonenplanung
Überdimensionierte Planungsvorlage
Wir sind zum Schluss gekommen, dass die überdimensionierte Planungsvorlage zum Egelsee und zum Wysslochtäli in ihrer Gesamtheit hohe Kosten für die Steuerzahlenden nach sich ziehen wird. Um Schulraum für die nächsten fünf Jahre zu schaffen (Hauptzweck der Vorlage), sind die damit verfolgten Bauprojekte weder geeignet noch verhältnismässig. Dazu stehen sie im Widerspruch zur städtischen Klima- und Biodiversitätspolitik . Bereits vor über hundert Jahren haben engagierte Anwohnerinnen und Anwoh-ner den einzigen natürlichen Kleinsee auf Stadtboden vor baulichen Eingriffen geschützt. Er ist Teil des Kulturraumes um das Paul-Klee-Museum. Nun hoffen wir, dass sich der aktuelle Schulraumbedarf mit einer Mietlösung beheben lässt. Wie es dann weiter geht, ist derzeit ungewiss. Wir bleiben dran.