
Auf dem Plan ist gut erkennbar, dass zwischen Egelgasse und Laubeggstrasse durch die neuen Schulgebäude (Nr. 3) und den Sportplatz (Nr. 2) ein grosser Schulcampus entstehen wird. Quelle: Ausschnitt aus städtischem Plan. Die vorgesehenen Parkplätze für die Schulgebäude fehlen.
Das idyllische Wysslochtäli soll überbaut werden
Nicht nur in Corona-Zeiten schätzt die Quartierbevölkerung den idyllischen Egelsee und das Wysslochtäli. Hier lässt sich die Natur beobachten, sei es der blaue Eisvogel, der sich im See seine Nahrung holt oder der Storch, der entlang des Wysslochbaches die Mäuse jagt. Tagsüber schwirren die Libellen um den See und abends flattern die Fledermäuse über das Wasser. Der Wind, welcher durch das Tal noch ungehindert bläst, sorgt dafür, dass es im Sommer in den Wohnquartieren klimatisch angenehm bleibt. Die Quartierbewohner nutzen den Ort und wertschätzen ihn als Naturoase. Zuviel Platz für die Natur - das stört die Berner Stadtregierung. Alles, was natürlich wuchert, muss von Menschenhand gezähmt, kontrolliert und kommerzialisiert werden. Der einzige natürliche Kleinsee auf Berner Stadtboden und das weitgehend unverbaute Wysslochtäli sollen ihre Naturwerte verlieren. Der ganze Mittelteil zwischen Egelgasse und Laupenstrasse soll zu einem Schulareal überbaut werden, geht es nach den Plänen der Stadtregierung.
Stadt braucht mehr Fläche für Schulgebäude
Die Stadtregierung schlägt vor, den Stadtteilpark Wyssloch und den Schulhausneubau Wyssloch planungsrechtlich zu sichern. Die Änderung beinhaltet die Festlegung der fehlenden Zweckbestimmungen und Grundzüge der Überbauung und Gestaltung für die Zonen im öffentlichen Interesse FA 2 und FC 3. Weiter beinhaltet sie die Aufzonung der Zone FA zur FC 3 für die geplante Realisierung des Schulhauses Wyssloch und der Tagesschule im Wysslochgut. Diese fällt flächenmässig höher auf als in der Mitwirkung aufgezeigt.
Der Zweck der Zonen entspricht den heutigen Nutzungen und den Bedürfnissen an zukünftige Nutzungen. Dies sind der Stadtteilpark, quartierorientierte Einrichtungen und Familiengärten sowie ein Parkcafé, Kindergärten und Basisstufen in der Zone FA 2 sowie Schulnutzungen in der Zone FC 3.
An der Mitwirkung nahmen 45 Parteien teil: Davon äusserten sich 32 Nachbarn, 5 Parteien, zwei Quartierorganisationen und 6 Vereine/Interessensgruppen. Bemängelt wurde v.a.
- Der Schulbau: Die Schule an sich wurde von den Mitwirkenden explizit befürwortet. Aber der geplante Standort wird kritisiert. Die Stadt hält an diesem umstrittenen Standort im Wysslochtäli fest. Sie schreibt, der alternativ vorgeschlagene Baugrund am ehemaligen burgerlichen Waisenhaus sei zu weit weg, der Schulweg zu gefährlich und das Gebiet gehöre zu einem anderen Schulkreis. Diese Argumentation reduziert das Anliegen der Mitwirkenden. Diese haben differenziert aufgezeigt, weshalb der Standort besser geeignet ist. Er sollte nicht für die kleineren Schulkinder, sondern für die älteren Schulkinder gebaut werden. Dadurch könnten die kleineren Schulkinder wie bisher in das Schulhaus Laubegg besuchen und wären von den Grossen separiert, wodurch sich einige bisherige Probleme erübrigen würden. Die Laubeggstrasse kann baulich so umgestaltet werden, dass grössere Schulkinder diese sicher überqueren könnten und der Schulweg ist gar nicht so weit weg, wie die Stadt das behauptet. Der Standort am ehemaligen burgerlichen Waisenhaus würde auch den Bau einer Turnhalle ermöglichen, was im Wysslochtal nicht möglich ist. Zudem würde vermieden werden, dass der Schulbau im Wysslochtäli zu einem jahrzehntelangen Rechtsstreit führen würde.
- Die Naturwerte: Die Mitwirkenden haben ein anderes Naturverständnis als die Stadt und befürchten eine Partyzeile. Die Stadt will eine hohe Nutzungsdichte im "Teilpark" erreichen, das heisst mit anderen Worten: Aus einem Ruheort soll ein Unruheort werden. Dies bedeutet vor allem: Der Lärm hat negativen Einfluss auf die Wohnqualität rund um das Gebiet, die Tiere werden verscheucht und das Partyvolk wird angezogen. Spätestens seit dem mit Zwischennutzungen "belebten" Vorplatz Reitschule weiss man, dass diese eher die Kriminalität ansteigen, statt abnehmen lassen. Hinzu kommt, dass rund um den See Einrichtungen für Suchtbetroffene wirken, welche bisher von der ruhigen Lage für ihre Klienten profitiert haben. Zudem hat die Stadt bis heute nicht die von ihr illegal errichteten Lichtanlagen zurückgebaut - so, wie es das Gesetz vorschreibt, welches auch für Ursula Wyss als verantwortliche Gemeinderätin gilt. Wir gehen zudem davon aus, dass der Egelseewald ein "Wald" und kein "Gehölz" ist, wie die Stadt meint. Ob es sich um einen Wald oder ein Gehölz handelt, sollt von unabhängiger Stelle festgelegt werden und nicht auf der Einschätzung der Stadt beruhen. Die Stadt will immer noch ein Parkcafé, dabei befürchten wir, dass es nach wie vor ein kommerzieller Betrieb mit Take Away bis spät in die Nacht sein wird. Was das an Lärm bedeutet, erleben wir ja bereits mit dem "Verein am See" und seinen durchgeführten bewilligten und unbewilligten Veranstaltungen.
- Öffentlichkeit statt Privatisierung: Spielt die Stadt die Karte Sozialneid aus? Die Stadt schreibt, sie will Zugang zum See schaffen. Da könnte der Eindruck entstehen, dass der Egelsee privatisiert ist. Statt dessen waren es einst Privatpersonen, die sich dafür stark machten, dass der See der Öffentlichkeit erhalten bleibt und unter Schutz gestellt wird. Der Zaun, der um den See herum errichtet ist, soll nur dafür sorgen, dass der Uferbereich mit den Pflanzen geschützt ist und die Vögel brüten können. Die hohen Bäume sorgen dafür, dass das Flachgewässer nicht allzu schnell erhitzt und damit zur Todesfalle der Wasserbewohner wie Fische wird. Die Uferbepflanzung sorgt dafür, dass viele Tierarten, insbesondere Insekten, einen Lebensraum haben. Leider braucht der See Schutz und ohne Zaun würde noch mehr Abfall im See landen. Zudem hat die Stadt vor vielen Jahren die ehemalige Eisfabrik an Private im Baurecht abgegeben. Das war zu einer Zeit, in der sie Immobilien unbedingt los werden wollte. Auch eine ehemalige grüne Gemeinderätin hat von diesem Angebot Gebrauch gemacht... Sollen nun die Privatpersonen, die im Vertrauen auf die Stadt das Grundstück im Baurecht erworben haben, vertrieben werden? So geht das nicht. Genau das Gleiche gilt für den Fischersteg. Die Stadt hat damals den Angelfischer-Verein gezwungen, den Steg als Dienstbarkeit eintragen zu lassen. Von Privilegien Privater keine Spur, statt dessen rot-grüne Machtpolitik mit Zick-Zack-Kurs.
Die Amphibien werden den Umzug nicht überleben
Das kantonale Amt für Gemeinden und Raumordnung schreibt, dass die heute ökologisch wertvolle Geländekammer mit Biotopen und Schrebergärten von dem Bauvorhaben betroffen seien: Im Perimeter befinden sich u.a. geschützte Wildhecken, Feldgehölze und ein Kleintierkorridor, deren Ersatz mit der laufenden Planung sichergestellt werden muss. Die Ersatzflächen müssen gesichert sein, durch Zustimmung der betroffenen Grundeigentümer oder durch Festlegung im Zonenplan. Standorttreue Tiere wie Unken und Frösche, die heute auf dem vorgesehenen Schulareal leben, können gar nicht umgesiedelt werden, sondern ihre Lebensgrundlage wird mit dem Schulbau für immer zerstört und dadurch werden die Amphibien den Umzug nicht überleben. Das nimmt die Stadt in Kauf.
Wird Wysslochbach zum Planschbecken?
Die Stadt will den eingedohlten Teil des Wysslochbachs freilegen. Damit rechtfertigt sie die Überbauungen, die sie immer wieder mit Attributen wie "naturnahe Anlage" bezeichnet. Wie auf dem Planausschnitt zu sehen ist, soll der Bach an den Schulgebäuden vorbei freigelegt werden. Im unteren Teil soll er zwischen der "Schule im Park" und der "Sportanlage" fliessen. Es ist absehbar, dass ein Bach, der an zwei Schulgebäuden vorbeiführt, zum Planschbecken wird. Es fragt sich auch, inwieweit er dann wieder abgesperrt werden muss, weil er eine Gefahrenquelle für die Schulkinder darstellt? Heute dient er als wichtige Frischwasser- und Sauerstoffzufuhr für den Egelsee. Im oberen Teil zwischen Autobahn und Laupenstrasse ist er mit Erlen und Weiden gesäumt. Diese Idylle wird jedoch merklich getrübt, da die anliegende Wiese reichlich mit Jauche gedüngt wird. Wer für Gewässerschutz ist, sollte vor allem dafür schauen, dass keine Jauche mehr in den Bach fliesst und der Egelsee endlich von seiner giftigen meterdicken Schlicke befreit wird.
Mitwirkungsverfahren: für Schule, gegen Standort

Die geschützten Schwertlilien, die das Ufer säumen, sollen vor der Leisthütte verschwinden. In Ufernähe laichen die Hechte und die Junghechte finden hier Schutz vor Räubern.
Einsprache als Mittel gegen Naturzerstörung und rote Zahlen
Obwohl die Stadtregierung inzwischen ihren Haushalt nicht mehr im Griff hat und sogar ohne Pandemie-Krise tiefrote Zahlen schreibt, wird weiterhin geplant, als gäbe es kein Morgen. Die Auflage zur Zonenänderung wurde geschickt vor der Auffahrt lanciert. Die Quartiervertretung QUAV 4 kann somit keine Delegiertenversammlung abhalten, um das Vorhaben zu debattieren. Umso wichtiger ist es nun, eine Einsprache zu machen, damit ein Zeichen gegen das städtische Vorhaben gesetzt werden kann. Wie die Stadt Bern das Projekt finanzieren will, bleibt offen. Vielleicht braucht es für Kinder keine "Schule im Park", sondern einfach nur eine Schule, die ihren Zweck erfüllt und dies nicht auf Kosten der Umwelt.