3-Zonen-Konzept zur Nachnutzung Entsorgungshof Egelsee

Mit dem 3-Zonen-Konzept stellt die IG Egelsee ihre Vorstellungen zur Nachnutzung des Entsorgungshofes am Egelsee bis hin zum Wysslochhang vor. Die Hauptanliegen sind eine klare räumliche Aufteilung in:

  1. eine Naturzone
  2. eine Begegnungszone
  3. eine Schulzone

Damit kann die Naturoase beim Egelsee unserers Erachtens am besten geschützt und für nachfolgende Generationen erhalten werden.

Alle Nutzungszonen sollten im öffentlichen Interesse sein. Die von uns bezeichnete "Naturzone" bleibt wie bisher eine Zone FA für stark durchgrünte Anlagen nach Art. 24 Abs. 2 der Bauordnung der Stadt Bern, die "Begegnungszone" ebenso. Für die "Schulzone" unterstützen wir eine Zonenänderung.

Unsere Ziele im Einzelnen sind:

  • Eine einmalige Landschaft sorgfältig für kommende Generationen zu erhalten und behutsam zu nutzen.
  • Die Flora und Fauna des Egelsees nachhaltig zu verbessern und zu schützen.
  • Die umweltverschmutzenden Altlasten im und am Egelsee zu bereinigen.
  • Eine Zerstücklung des Gebietes weitgehend zu vermeiden.
  • Den unterschiedlichen Nutzungsinteressen im Quartier Raum zu geben.
  • Eine zeitgemässe Schule unter einem Dach zu realisieren.

Das Nachnutzungskonzept des Stadtplanungsamtes vom Juni 2017 überzeugt uns weder aus planerischer Sicht, noch in Bezug auf Landschafts-, Umwelt- und Gewässerschutz. Die darin beschriebene Partizipation des Quartiers bezog sich einzig auf die Zwischennutzung des Areals des ehemaligen Entsorgungshofes an der Muristrasse 21e und dem ehemaligen Empfangsraum. Sie kann nicht uneingeschränkt für die Wünsche des Quartiers zur Nachnutzung herangezogen werden. Wir sind überzeugt davon, dass der Raum zwischen Egelsee und Wysslochhang besser gestaltet werden kann. Insbesondere stört uns, dass der vom Quartier stark und vielfältig genutzte Grünraum zwischen Egelgasse und Laubeggstrasse einem Schulneubau mit Sportanlagen sowie einer Tagesschule im Bauernhaus weichen soll.

Mit unserem 3-Zonen-Konzept wird eine Zerstücklung des Gebiets mit Gebäuden verhindert und die heute zu hohe Ausnutzungsziffer rund um den Egelsee verringert. Das grüne Landschafts-Band von der Muristrasse bis zur Autobahn wird - mit Einschränkungen - für die Öffentlichkeit erhalten bleiben. Ein Schulneubau in der heutigen Landwirtschaftszone am Wysslochhang würde zwar zur bedauerlichen Versiegelung von Boden führen, die Stadt kann aber einen Ausgleich schaffen: Sie reisst den ehemaligen Entsorgungshof ab, entsiegelt dieses Areal und gibt dem wertvollen Egelsee mehr Naturraum.

Baulich nicht erhaltenswerte Gebäude wie das Bauernhaus im Wyssloch können durch Neubauten mit hoher gestalterischer Qualität ersetzt werden, die eine höhere und vielfältigere Ausnutzung zulassen. Die weitere Freilegung des Wysslochbaches und die Renaturierung am Egelsee würden das Gebiet als Erholungsort für das Quartier und als Schutzort für gefährdete Tiere und Pflanzen aufwerten.

1. Die Naturzone: Egelsee und Umgebung

Ziel

Der Egelsee und seine Umgebung werden von den Altlasten befreit und zu einer Schutzzone für gefährdete Pflanzen und Tiere aufgewertet. Das "Egelmöösli" wird wieder zu einer ruhigen Naturoase gestaltet, um die uns andere Städte beneiden werden.

Begründung

Der Moränensee und seine Umgebung waren für die einmalig reiche und vielfältige Flora und Fauna bekannt. Die Grundstückeigentümer rund um den See haben 1909 aus Landschafts-, Umwelt- und Gewässerschutzgründen mit einem umfangreichen Dienstbarkeitsvertrag u.a. mit Bau-, Benutzungs- und Gewerbebeschränkungen dafür gesorgt, dass das landschaftliche Bild des Egelsees für immer erhalten bleibt. Der einzige natürliche Kleinsee in der Stadt Bern kann in der von der IG Egelsee angestrebten "Naturzone" wieder vermehrt zu einem Lebensraum für seltene Wasserpflanzen und Tiere werden, wie dies bereits 1933 der Naturforscher Franz von Tavel gefordert hat. Die Quartierbewohner können weiterhin mitten in der Stadt den Eisvogel, die Libelle und die Fledermaus beobachten sowie zuschauen, wie der Karpfen seine Runde dreht oder sich an den blühenden gelben Sumpf-Schwertlilien und weiteren seltenen Wasserpflanzen erfreuen. Die Stadt nimmt wieder ihre Verantwortung als Grundstückeigentümerin wahr und beseitigt die Schäden, welche sie und frühere Grundstückseigentümer im und am Gewässer verursacht haben.

Massnahmen zur Umsetzung

  • Der Egelsee wird unter Berücksichtigung des heiklen Lehmbodens und der Flora und Fauna endlich von seiner metertiefen Schlackschicht und dem darin enthaltenen Unrat befreit.
  • Der Damm zur Ankerstrasse wird soweit entfernt, dass die Fläche zwischen den Kindergärten Egelsee I und II wieder als Mooswiese renaturiert wird und wie früher als Überlaufwiese bei Hochwasser dienen kann. Der Spazierweg wird entsprechend angepasst.
  • Die heutigen aus baulicher Sicht erhaltenswerten Kindergartengebäude werden an naturnahe Organisationen vermietet. Die Kindergärten werden selbstverständlich erhalten aber an einen anderen Ort verschoben (siehe 2. Die Begegnungszone: das Wyssloch)
  • Das Werkgebäude an der Muristrasse 21e wird ersatzlos abgerissen.
  • Das Areal des ehemaligen Entsorgungshofes wird nach einer Bodensanierung naturnah begrünt. Sitzgelegenheiten zum Verweilen und Informationsangebote zu der örtlichen Tier- und Pflanzenwelt werden geschaffen.

2. Die Begegnungszone: das Wyssloch

Ziel

Das Wyssloch wird zu einer noch vielfältiger genutzten Begegnungszone für das Quartier IV. Auf dem Gelände sind Kindergärten, Spielplätze, Familienfeuerstellen, ein Café, ein Quartiertreff, der Familientreff sowie weitere Nutzungsarten für das Quartier vorgesehen. Der Wysslochbach wird wieder überirdisch geführt.

Begründung

Das Wyssloch verfügt über einen Grünraum, der Platz für eine vielfältige Nutzung durch die Quartierbewohner bietet und als "Begegnungszone" dienen kann. Dieser Raum ist nicht wie der Egelsee durch den Gewässerschutz und einen Dienstbarkeitsvertrag in seiner Gestaltung stark eingeschränkt. Die bisherigen Kindergärten an der Segantinistrasse und Egelgasse (Egelsee I und II) können rund 100 Meter weiter ins Wyssloch verschoben werden. Der Wysslochbach wird heute in diesem Gebiet unterirdisch geführt; dieser Unterbruch wertet das Gewässer in seiner landschaftlichen Bedeutung ab.

Massnahmen zur Umsetzung

  • Das Bauernhaus mit seinen Stallungen wird abgerissen. An dieser Stelle entsteht ein Neubau mit attraktiven Räumen insbesondere für einen städtischen Kindergarten, einen Quartiertreff und einen Familientreff sowie für ein Café mit Gartenplätzen.
  • Ein grosser Robinsonspielplatz wird neben dem Neubau eingerichtet.
  • Der Wysslochbach wird wieder - wie beim Stadtbach - überirdisch geführt und wertet die Begegnungszone landschaftlich auf.
  • Der provisorische Schulbau an der Egelgasse wird wieder entfernt, sobald der neue Schulbau steht.
  • Weitere Nutzungsmöglichkeiten für Quartierbewohner sind möglich.

3. Die Schulzone: am Wysslochhang

Ziel

Eine Schule unter einem Dach. Statt an verschiedenen Standorten kleine Schulgebäude zu bauen, kann am Wysslochhang an der Seite gegenüber dem Rebhang ein einziger zeitgemässer Neubau mit Sportanlagen errichtet werden.

Begründung

Ein Neubau, welcher die Laubeggschule ersetzt, eine Tagesschule mit Verpflegungsmöglichkeiten, eine Bibliothek sowie die Sportplätze direkt daneben, ist unseres Erachtens für Lehrer, Schüler und Hauswart sinnvoller als verschiedene Schulstandorte. Das Gelände wird heute für die Landwirtschaft genutzt. Der Neubau könnte so gestaltet werden, dass sich Teile des Gebäudes bei Bedarf auch umnutzen lassen. Zudem ist die unmittelbare Nähe zur Begegnungszone mit Spielplatz, Familientreff und den Kindergarten ein weiterer Pluspunkt.

Massnahmen zur Umsetzung

  • Zonenänderung von der Landwirtschaftszone zur Zone im öffentlichen Interesse.
  • Ein Schulneubau mit Bibliothek, Tagesschule, Verpflegungsmöglichkeiten und Sportanlagen entsteht am Wysslochhang.
  • Die Laubeggstrasse muss baulich so umgestaltet werden, dass die Schulkinder sie sicher überqueren können (keine Unterführung).
  • Die Laubeggschule an der Schosshalde wird, sobald der Neubau steht, verkauft oder einem anderen Zweck zugeführt.
  • Der Wysslochbach wird mit baulichen Massnahmen so gestaltet, dass seine Flora und Fauna vor Schädigungen durch den Schulbetrieb geschützt sind.

Schlussbemerkung

Seit vielen Jahren verspricht die Stadt der Quartierbevölkerung einen Stadtpark. Es ist unumstritten, dass Schulbedarf im Quartier besteht. Die heutige Planung geht bedauerlicherweise davon aus, dass die Grünfläche des Wysslochs zwischen Egelgasse und Laubeggstrasse gelegen, einem Schulneubau mit Sportanlagen weichen muss.

Bedauerlicherweise will die Stadt nun die Quartierbevölkerung rund um den Egelsee in einer Begegnungszone zusammenpferchen. Damit wird das Projekt auf Widerstand stossen: Die Quartierbewohner werden merken, dass die Nutzung des Gewässers und seiner Umgebung aufgrund des Umweltschutzrechts und der Belastung durch Dienstbarkeiten sehr stark eingeschränkt ist. Deshalb braucht es bessere Lösungen, um potenzielle Konflikte zu Lasten der Schüler und der Quartierbevölkerung zu vermeiden. Mit unserem 3-Zonen-Konzept wollen wir einen Beitrag dazu leisten.